Am 22. und 23. Mai 2025 war ich Teil des Remaking Money Symposiums in Basel. Zwei Tage lang drehte sich alles um eine zentrale Frage: Wie kann Geld so gestaltet werden, dass es eine nachhaltige, gerechte und kreislauforientierte Wirtschaft unterstützt?
Denn: Geld ist kein Naturgesetz. Es ist menschengemacht, unterliegt juristischen Regeln – und es ist alles andere als neutral.
Das Symposium vereinte führende Köpfe aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft, die eines eint: die Überzeugung, dass unser derzeitiges Geldsystem in vielerlei Hinsicht versagt – und dass Alternativen nicht nur möglich, sondern nötig sind. Hier einige Highlights:
Demokratisierung des Geldes und lokale Währungen
Isidor Wallimann betonte die Notwendigkeit, die Wirtschaft wieder stärker in die Gesellschaft einzubetten. In Basel wurden mit Hilfe der Sozialen Ökonomie über 6.000 alternative Arbeitsplätze geschaffen. Komplementäre Währungen wie der Netzbon unterstützen diese Transformation, etwa durch elektronische Gutscheinsysteme, die lokale Versorgungskreisläufe stärken.
Ester Barinaga berichtete über kommunale Währungen in Brasilien, die nicht nur die lokale Wirtschaft beleben, sondern auch ein bedingungsloses Grundeinkommen (UBI) ermöglichen – ein effektiver Weg, Armut zu lindern.
Jean Rossiaud stellte den Leman aus der Westschweiz vor – eine regionale Währung, die Investitionen in ethische und lokale Projekte mit Zahlungsfunktionen kombiniert. Ein „Double Leverage“ mit echter Wirkung.
Technologische Infrastruktur für neue Geldformen
Christian Grothoff präsentierte mit GNU Taler ein freies, sicheres Zahlungssystem auf Open-Source-Basis. Es schützt die Privatsphäre von Käufern und kann komplementäre Währungen technisch absichern. Ein Raspberry Pi reicht als Server – digitale Souveränität in Reinform. Taler ist bereits in Pilotprojekten wie dem der GLS Bank im Einsatz und technisch bereit für breitere Anwendungen.
Systemkritik und neue Konzepte
Anne Snick machte klar, dass unser derzeitiges Geldsystem extraktiv ist – es entzieht nachhaltigen Projekten Ressourcen zugunsten von renditegetriebenen Strukturen. Ihr Plädoyer: Ein regeneratives Geldsystem, das dem Gemeinwohl dient.
Giuseppe Littera, Co-Founder von Sardex, stellte das seit 15 Jahren bestehende sardische Wirtschaftsnetzwerk vor. Es basiert auf einem Gegenseitigkeitsprinzip und fördert regionale Zusammenarbeit. Um Unternehmen für den Sardex zu gewinnen, stellt er gezielt Fragen wie: „Wofür würdest du gerne Geld ausgeben, hast aber keins?“ oder „Was würdest du kaufen, wenn du mehr Geld hättest?“. Diese Fragen regen zu einem Perspektivwechsel an – weg vom bloßen Gewinnstreben, hin zu gegenseitigem Nutzen. Dadurch entsteht Offenheit für die Teilnahme an einer parallelen Währung.
Paolo Dini stellte ein durchdachtes Architekturmodell für kommunale Währungen vor. Sein System basiert auf mutual credit als endogene Geldschöpfung – also der gemeinschaftlichen Kreditvergabe innerhalb eines Netzwerks – und nutzt lokale Banken zur Abwicklung und Verrechnung der Transaktionen. Damit wird nicht nur Vertrauen gestärkt, sondern auch die regionale Wirtschaft konkret eingebunden. Dini betonte: Geld ist keine Naturgewalt, sondern ein gestaltbares soziales Konstrukt.
Herausforderungen und Ausblick
Was sich wie eine Revolution anhört, ist in der Praxis komplex: rechtliche Hürden, technische Anforderungen, Governance-Fragen. Paul van Vulpen erinnerte daran, wie viel Wissen und Engagement nötig ist, um funktionierende komplementäre Währungssysteme aufzubauen – besonders, wenn sie freiwillig getragen werden.
Aber: Es bewegt sich etwas. Initiativen in Kroatien, der Schweiz, Tschechien und anderen Ländern zeigen, dass Alternativen möglich sind. Dass Gemeinschaften bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Dass neue Formen des Geldes nicht nur denkbar, sondern praktikabel sind – wenn wir bereit sind, alte Denkmuster zu hinterfragen.
Ein großes Dankeschön
Mein herzlicher Dank geht an Stephan Dilschneider und Ecolog, der dieses Symposium organisiert und so viele brillante Menschen zusammengebracht hat. Ich hoffe sehr, dass aus diesen zwei Tagen konkrete Kooperationen, Projekte und Veränderungen entstehen.
Geld muss nicht das Problem sein. Mit den richtigen Parametern kann es Teil der Lösung sein.




